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Stadtentwicklung braucht Mut zur Dichte

Der Wien Plan ist zentrales Steuerungselement für die strukturelle und räumliche Entwicklung der Stadt. Alle zehn Jahre wird der Plan überarbeitet und angepasst. Ende April kam die Fassung für 2025 raus. Warum der neue Wiener Stadtentwicklungsplan wichtige Fragen offenlässt und was sich Immobilienexperten wünschen.
Katharina Weidinger
Stadtentwicklung braucht Mut zur Dichte
Foto: Christian Lendl via Unsplash
© Grüne Immobilien

Wien wächst – und das schneller als prognostiziert. Umso wichtiger ist ein Stadtentwicklungsplan, der den zukünftigen Herausforderungen mit klugen, nachhaltigen Lösungen begegnet. Der kürzlich vorgestellte Plan der Stadt enthält viele richtige Absichten – doch aus Sicht von Immobilien- und Digitalisierungsexperten bleibt er in zentralen Punkten unvollständig. Das Versprechen zur Nachverdichtung und die Nutzung von Bestand ist da, allerdings fehlen konkrete Vorschläge zur Umsetzung sowie die Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen. 

Wachstum ohne Richtung

„Gartenstraßen sind schön, aber sie lösen keine Wohnungsnot“, sagt Mathias Mühlhofer, Vorstand der IMMOBILIENRENDITE AG. In seinem Interview betont er, dass Nachverdichtung im Bestand das effektivste Mittel wäre, um dem steigenden Bedarf an Wohn- und Arbeitsraum zu begegnen. Der Plan enthalte dazu jedoch lediglich wohlklingende Floskeln – ein konkretes Bekenntnis fehle ihm. Auch die Flächenwidmungen stammen oft noch aus den 1970ern und bremsen Entwicklungen, wo eigentlich längst Potenzial vorhanden wäre.

Ökologie braucht Realitätssinn

Ähnlich kritisch äußert sich auch Christoph Schäffer (CARSO): „Es wundert mich, dass Bodenversiegelung plötzlich ökologisch wird, wenn man ein paar Bäume daneben pflanzt – während echte Maßnahmen wie Nachverdichtung, Lückenverbau oder das statisch mögliche Aufstocken durch unnötige Vorgaben blockiert werden.“

Was fehlt, sei ein ganzheitlicher Ansatz, der das Bestehende weiterdenkt, statt neue Problemzonen zu schaffen. „Die Lösungen sind kurzfristig gedacht und bleiben an der Oberfläche. Bereits versiegelter Boden sollte optimal genutzt werden – und erst dann mit einem ökologischen Band versehen“, fordert Schäffer.

Digitale Lösungen für reale Flächen

Dass der Raum da ist, aber oft nicht erkannt wird, betont Niki Stadler, Mitgründer von PROPCORN AI: „Alle reden vom Wohnraummangel. Wir sagen: Der Platz ist da – wir nutzen ihn nur nicht.“

Weltweit steigen Mieten und Immobilienpreise, Städte platzen scheinbar aus allen Nähten. Doch das Problem sei nicht der fehlende Raum, sondern der fehlende Überblick. Auch in der Stadt Wien. „Millionen Quadratmeter innerstädtisches Potenzial liegen brach – ungenutzt, übersehen, unterschätzt.“ 

PROPCORN AI möchte mit ihrem Produkt genau hier ansetzen: Mit KI-gestützter Analyse werden versteckte Flächenpotenziale sichtbar gemacht. Das ermöglicht eine präzisere Stadtplanung und hilft Städten und Entwickler:innen, gezielt neuen Wohnraum zu schaffen.

„Nachverdichtung ist kein Kompromiss. Sie ist der Schlüssel zu einer lebenswerten, resilienten Stadt der Zukunft“, so Stadler.

Es braucht einen neuen Plan – für das, was schon da ist.

Nachverdichtung ist Voraussetzung für das Wien von morgen. Damit das auch gelingen kann, muss es nicht nur schön klingende Pläne, sondern vor allem Verbesserungen von rechtlichen Rahmenbedingungen, Überarbeitung von Flächenwidmungen und echtes Engagement von allen Seiten geben, um Wien für das anhaltende Bevölkerungswachstum und die klimatischen Veränderungen zu wappnen. 

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