Konkret werden im Bericht die wesentlichen ökonomischen und ökologischen Treiber für das Ziel der Erreichung der Klimaneutralität der Stadt Wien im Jahr 2040, gleichbedeutend mit dem vollständigen Ausstieg aus fossilen Energieträgern für Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung, aufgezeigt. In Österreichs Bundeshauptstadt befinden sich mehr als 25.000 der gesamt knapp 175.000 Gebäude, somit knapp 15% des gesamten Gebäudebestandes im Eigentum von Gebietskörperschaften (Bund, Land/Gemeinde). Mit einer auf diesen umfangreichen Bestand ausgerichteten Strategie der „Klima-Ertüchtigung öffentlicher Gebäude“ sollen die notwendigen und richtigen Schritte eingeleitet werden, um die Dekarbonisierung im urbanen Raum Wiens mit großen Schritten voranzutreiben. Potenzial zum Klimaschutz bzw. zur Einsparung von CO2-Emissionen besteht demnach genug, was vor allem mittels folgender Hebel forciert werden soll:
- 227.245 t CO2-Reduktion durch Thermische Sanierung von Gemeindebauten
- 150.000 t CO2-Einsparung durch die neue Großwärmepumpe
- 37.088 t CO2-Vermeidung durch den Ausbau von PV-Anlagen
- 10.410 t CO2-Verringerung durch neue E-Autos
- 8.208 t CO2-Reduktion durch Gebäudesanierungen von Schulens
In Summe sollen also mehr als 400.000 t CO2 eingespart werden, was ca. dem jährlichen Ausstoß von knapp 200.000 (Benzin-)PKW oder 140.000 Flügen von Wien nach New York entspricht.
Gemeindebauten und Schulen
Ein besonderes Augenmerk der Stadt Wien liegt dabei auf ihren über 200.000 Gemeindewohnungen, in denen etwa ein Viertel der Stadtbevölkerung lebt. Bis 2040 müssen gemäß den Klimazielen rund 150.000 Wohnungen saniert werden, was 9.300 Einheiten pro Jahr entspricht. Daneben besteht sowohl bei den städtischen (Pflicht-)Schulen als auch bei jenen (öffentlichen) des Bundes mit in Summe mehr als 1.000 Standorten großes Potenzial in Bezug auf die thermische Sanierung und den Ausbau von Solarenergie.
Wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Bauwirtschaft
Der Bau- und Immobiliensektor ist nicht nur für die Erreichung der hochgesteckten Klimaziele essenziell, sondern auch einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren des Landes. Rückläufige Bauinvestitionen gefährden Arbeitsplätze und nicht nur die regionale Wertschöpfung. Investitionen in den Klimaschutz bzw. die Dekarbonisierung des Immobiliensektors schaffen gleichzeitig Wertschöpfung und kurbeln allgemein die Bauwirtschaft an, was insbesondere durch umfassende (klimafreundliche) Maßnahmen zur Sanierung, Nachverdichtung und Modernisierung gelingen kann.
Kosten als große Herausforderung
Sowohl die hohen Bau-, Lohn- und Finanzierungskosten als auch strengere Kreditvergaberichtlinien haben zu einem Rückgang im Neubau bzw. der Immobilienwirtschaft geführt. Die Baukosten lagen beispielsweise 2023 um 23 % höher als 2020, während der durchschnittliche Zinsaufwand für bestehende Wohnbaukredite erheblich stieg. Diese Kostensteigerungen stellen die gesamte Branche weiterhin vor große Herausforderungen, was u.a. auch wirtschaftspolitische Maßnahmen erfordert, um diesem Negativtrend gegenzusteuern.
Peter Teuschler ist Corporate Sustainability Manager bei Michaeler & Partner. Sein Schwerpunkt liegt auf der Beratung von Unternehmen im Bau-, Immobilien- und Tourismussektor hinsichtlich ESG, Nachhaltigkeitsberichterstattung und EU-Taxonomie.