GreenBuzz

Solarautobahnen: Neue Perspektiven für nachhaltige Infrastruktur

Wo früher Braunkohle das Landschaftsbild prägte, entsteht heute eine Zukunft voller Möglichkeiten: Mitten im Strukturwandel des Rheinischen Reviers könnte ein neues Vorzeigeprojekt die Energiewende beschleunigen – Solarautobahnen.
ronald@ivalu.eu
Solarautobahnen: Neue Perspektiven für nachhaltige Infrastruktur
© Grüne Immobilien

Wo früher Braunkohle das Landschaftsbild prägte, entsteht heute eine Zukunft voller Möglichkeiten: Mitten im Strukturwandel des Rheinischen Reviers könnte ein neues Vorzeigeprojekt die Energiewende beschleunigen – Solarautobahnen.

Im Auftrag des Zweckverbands Landfolge Garzweiler hat das Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE eine Machbarkeitsstudie präsentiert, die zeigt, wie sich Verkehrsinfrastruktur und Stromerzeugung intelligent kombinieren lassen. Besonders entlang der Autobahnen A44n und A46 sollen Solaranlagen auf Böschungen und Lärmschutzwänden installiert werden. Sogar vertikal angebrachte Module auf Windschutzwänden sind vorgesehen.

Flächenkonflikte lösen – Innovation fördern

In Deutschland sind Flächen knapp und heiß umkämpft. Bürgerinitiativen stellen sich häufig gegen neue Windparks oder Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Solarautobahnen bieten hier einen vielversprechenden Ansatz: Bestehende Infrastrukturen werden genutzt, neue Flächenversiegelungen vermieden und zugleich regenerative Energie erzeugt. „Trassen und Infrastrukturen von Autobahnen bieten hervorragende Voraussetzungen, bisher ungenutzte Flächen für Solarenergie zu erschließen“, erklärt Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands Landfolge Garzweiler.

Technische und wirtschaftliche Machbarkeit bestätigt

Die im August 2024 abgeschlossene Studie von Drees & Sommer belegt: Das geplante 24-Megawatt-Projekt entlang einer 30 Kilometer langen Strecke ist technisch realisierbar, wirtschaftlich tragfähig und rechtlich umsetzbar. Auch bundesweit ließe sich das Konzept ausrollen – immerhin verfügt Deutschland über das viertgrößte Autobahnnetz der Welt mit rund 13.200 Kilometern.

Nach Berechnungen des Fraunhofer ISE könnten allein Verkehrsflächen in Deutschland bis zu 300 Gigawatt zusätzliche PV-Leistung erschließen – eine Vervielfachung der derzeitigen Solarstromkapazitäten.

Solarenergie auf und neben Straßen: erste Pilotprojekte

Dass die Idee funktioniert, zeigen erste Testanlagen: In Baden-Württemberg wurde auf der Rastanlage Hegau-Ost eine PV-Überdachung installiert, in Ludwigsfelde bei Berlin ist ein Solardach über der A10 geplant. Auch entlang vieler Autobahnen glitzern heute schon Solarparks neben den Fahrbahnen.

Ein internationaler Blick zeigt ebenfalls das Potenzial: In Jinan (China) erzeugt eine PV-Autobahn jährlich rund eine Million Kilowattstunden Strom. Selbst im Fahrradland Niederlande wurde ein solarbetriebener Radweg erfolgreich umgesetzt.

Gesetzgeber schafft bessere Rahmenbedingungen

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erleichtert inzwischen die Nutzung von Flächen entlang von Fernstraßen: Bis zu 200 Meter vom Fahrbahnrand entfernt können Photovoltaikanlagen bevorzugt gebaut werden. Sogar innerhalb von 40 Metern Abstand sind nach Einzelprüfungen Projekte möglich.

Mehr als nur Solarautobahnen: ein umfassendes Energiesystem

Die Solarautobahnen sind Teil eines größeren Plans: Im Innovationspark Erneuerbare Energien entsteht ein integriertes Energiesystem für Erzeugung, Speicherung und Verteilung von grüner Energie. Dazu gehören auch Industrieprojekte wie das Elsbachtal, ein neuer Stadtteil in Jüchen sowie ein „Green Energy Hub“ in Titz mit Fokus auf Wasserstoffmobilität.

Fazit: Ein mutiger Schritt in die Zukunft. Mit Projekten wie den Solarautobahnen zeigt das Rheinische Revier, dass Strukturwandel mehr sein kann als der Abschied von der Braunkohle. Auch in Österreich hat die ASFINAG ein Pilotprojekt zur Nutzung von Lärmschutzwänden als PV-Anlage gestartet. Um ihr Ziel, bis 2030 bilanziell stromautark zu werden, zu erreichen, sind jedoch noch einige Schritte nötig.