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Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit

Mathias Mühlhofer ist Vorstand der Immobilienrendite AG. Er gibt uns Einblicke zum Thema Nachhaltigkeit und zeigt wo der wirklich große Hebel liegt: Viele Unternehmer diskutieren über die ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance). Für das umfassende Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis in Firmen müssen hunderte Seiten ausgefüllt werden. Leider kein großer Dienst an der Umwelt. Wie es besser gehen könnte.
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Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit
© 2016 Christoph H. Breneis www.breneis.com

Das Thema hat Überhand genommen. Eigene Mitarbeiter und oft ganze Abteilungen sind nur mehr mit dem Erstellen von Reports beschäftigt.   Leider ist es bislang ein zahnloser Papiertiger, denn der Umwelt ist damit noch nicht groß geholfen. 

Kein Fokus auf Altbestand

Mit Blick auf unser spezielles Geschäftsmodell, des Upcycling von alten, in die Jahre gekommenen Gewerbeimmobilien offenbart sich auf den zweiten Blick aber ein noch viel größeres Problem. Denn die ESG-Vorlage geht davon aus, dass alte Gebäude in der Regel abgerissen und durch neue ersetzt werden, die mit umweltfreundlicher Errichtung und Betrieb punkten. Mit einem möglichst geringen CO2-Fußabdruck.

Der große Wert von Immobilien aus dem Bestand ist hier leider gar nicht abgebildet. Genau diese wertvolle Substanz ist unser Kernbusiness. Wir verwandeln oft lange Zeit leerstehende Objekte in kleine Büros, Lager oder Produktionsstätten, die EPU und KMU wirklich brauchen. Denn das meiste CO2 und Baumaterial wird eingespart, wenn nicht abgerissen und neu versiegelt wird, sondern Altbestand durch Sanierung und Umbau sinnvoll weitergenutzt wird. Im Sinne der Umwelt braucht es hier dringend eine Nachjustierung der Ziele.

Substanz als größter Hebel für CO2

Die Errichtung eines modernen effizienten Gebäudes ist für bis zu 70% des Gesamt-CO2-Ausstoßes eines Gebäudes verantwortlich, der Betrieb oftmals nur für 20% (die restlichen 10% für den Abriss). Wenn man sich also die Errichtung sparen kann, in dem man schon errichtete Gebäude weiter nutzt, statt sie abzureißen, ist schon sehr viel eingespart. Der größte Hebel in punkto klimafreundlicher Gestaltung der Branche liegt also klar in der Nachnutzung der Substanz. Von Wohnungen, Büros, Lager- und Produktionsstätten, für die andere keine Verwendung und Ideen mehr haben. Optisch sind das oft Hässliche-Entlein-Objekte. Der Zahn der Zeit nagte kräftig an ihnen. Doch dank unseres Team aus Architekten, Sanieren, Maklern und Strategen werden daraus stets stolze Immobilien-Schwäne. Kleine leistbare Büros, Werkstätten für Handwerker oder Produktionshallen mit angeschlossenem Büro. 

Bei unseren Gebäuden tragen wir auf vielfältige Weise positiv zur CO2-Reduktion bei. Neben der Neunutzung von Bestandsimmobilien dämmen wir alte Gebäude, tauschen veraltete Heizsysteme gegen moderne aus und errichten auf geeigneten Dächern Photovoltaik-Anlagen. Das ist im Sinne der Umwelt wie unserer Mieter und spart mehr CO2 als jeder Neubau ein.