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EU-Taxonomie – Unnötige Bürokratie oder wichtiges Werkzeug für Immobilienmanagement?

Gastkommentar Michael Haugeneder, Geschäftsführer von ATP sustain
ronald@ivalu.eu
EU-Taxonomie – Unnötige Bürokratie oder wichtiges Werkzeug für Immobilienmanagement?
© florian schaller

Mit Einführung der EU-Taxonomie und der damit verbundenen CSRD-Richtlinie entbrannte vor allem im Sektor 7, Immobilien und Bauwirtschaft, eine heiße Diskussion über Bürokratisierung und überbordendes Berichtswesen versus unternehmerische Verantwortung. Die EU-Taxonomie ist nur die transparente Abbildung von Umwelttätigkeiten, vergleichbar mit der wirtschaftlichen Bilanz, die die Geschäftsaktivitäten eines Unternehmens widerspiegelt. Die EU-Taxonomie implementiert somit eine Umweltbuchhaltung und schafft ein Rahmenwerk, das eine vergleichbare Darstellung von Umweltbilanzen ermöglicht.

Man könnte zwar einwenden, dass die betriebswirtschaftlich durchgeführte Buchhaltung eine Form der Überbürokratisierung darstellt, jedoch handelt es sich hier um eine gesetzliche Rahmenbedingung, auf deren Basis einerseits Steuern berechnet werden und aus den dort gewonnenen Informationen andererseits die Lenkung des Unternehmens gezielt durchgeführt werden kann. Wir nutzen also diese Art der Buchführung, um wertvolle Erkenntnisse aus unserer Wirtschaftstätigkeit zu gewinnen und gezielte Steuerungsmaßnahmen abzuleiten. Ausschlaggebend dabei ist nicht nur die Bilanz, sondern auch das fortlaufende Controlling in monatlichen und quartalsweisen Abständen sowie letztlich die Gewinn- und Verlustrechnung.

All dies sind etablierte Instrumente, um ein Unternehmen effektiv zu steuern. Die EU-Taxonomie ist der erste Schritt, um auch eine Umweltsteuerung einzuführen, wobei sie lediglich die Jahresbilanz abbildet. Dies bedeutet, dass innerhalb eines Jahres weitere Tools zum Einsatz kommen müssen, um schlussendlich eine fundierte Steuerung zu ermöglichen und eine erfolgreiche Umweltbilanz (d.h. die Erfüllung der Taxonomiekriterien) vorlegen zu können. Die notwendigen Controlling-Werkzeuge und dazugehörigen Buchungen sind integraler Bestandteil jedes dieser Nachhaltigkeitsziele. Im Bereich Energie und betriebsgebundener CO₂-Emissionen wird beispielsweise eine Energiebuchhaltung sowie auch eine angeschlossene CO₂-Buchhaltung benötigt. Die daraus generierten Daten dienen als Grundlage für die Erstellung eines Klimaschutzfahrplans.

Eines der aktuell hierzu verfügbaren und erfolgreich angewendeten Tools ist die CRREM-Analyse, die Unternehmen die Möglichkeit bietet, sich im laufenden Monitoring richtig zu verorten. Durch gezielte Lenkungsmaßnahmen (energetische Optimierungen, Anpassungen der Energieversorgung, Modifizierungen im Nutzerverhaltens, usw.) können dann die notwendigen Veränderungen herbeigeführt werden, um so schlussendlich am Ende des Jahres die Erstellung einer richtigen Bilanz und zugehörigen CO₂-Gewinn- und Verlustrechnung sicherzustellen.

Wenn Unternehmen das Regelwerk der EU-Taxonomie zusammen mit Tools wie CRREM sowie einer Energie- und CO₂-Buchhaltung anwenden, können sie ihre Geschäftsprozesse gezielt auf eine Verringerung der Umweltauswirkungen ausrichten. Dies entspricht der gewohnten betriebswirtschaftlichen Praxis, datenbasiert zu steuern und Prognosen zu erstellen.

Nur wenn es gelingt, die Strukturen der Umweltbilanzierung, der Umwelt-Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Umweltbuchhaltung in Einklang mit den betriebswirtschaftlichen Berichtssystemen und Controlling-Instrumenten zu entwickeln, lässt sich ein direkter Zusammenhang zwischen Umwelt- und Unternehmenserfolg herstellen. Dadurch kann der ökologische Erfolg eines Unternehmens auch im wirtschaftlichen Erfolg abgebildet werden. Solange jedoch keine Wechselwirkungen zwischen Taxonomie und unternehmerischem Erfolg geschaffen werden, bleibt sie ein bürokratischer Aufwand, der lediglich als Belastung wahrgenommen wird. Wenn jedoch die Taxonomie sowie die darin vorgesehenen Maßnahmen und Steuerungsmechanismen aktiv angewendet werden, fördern sie den betriebswirtschaftlichen Erfolg und verwandeln sich in einen Gewinn für das Unternehmen.