Die Fähigkeit eines Dämmstoffs, im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze zu schützen, lässt sich anhand der Wärmeleitfähigkeit ablesen. Diese gibt an, wie viel Wärme durch den Dämmstoff nach außen dringt und wird in Watt pro Meter und Kelvin (W/mK) angegeben. Je niedriger der Wert, desto geringer die Leitfähigkeit und desto dünner kann die Dämmschicht sein. Die Wärmeleitfähigkeit konventioneller Dämmstoffe liegt zwischen 0,020 W/mK (Polyurethan/PUR) und 0,045 W/mK (z.B. gängige Mineralwollen). Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen besitzen Wärmeleitfähigkeitswerte von 0,038 W/mK (Zellulose) bis 0,080 W/mK (Holzspäne), die meisten liegen jedoch im Bereich von 0,040 bis 0,055 W/mK. Ihre Wärmeleitfähigkeit ist etwas höher als die konventioneller Materialien, entsprechend geringer ist ihre dämmende Wirkung. Eine dickere Dämmschicht gleicht dies in der Regel aus.
Natürliche Dämmstoffe kosten im Schnitt etwas mehr als konventionelle, unter anderem, da konventionelle in größeren Mengen produziert werden. Doch insbesondere Zelluloseflocken können preislich durchaus mithalten. Auch die Kosten für Stroh sind konkurrenzfähig.
Was sind ökologische Dämmstoffe?
Für ökologische Dämmstoffe gibt es bislang keine einheitliche Definition. Es gibt jedoch bestimmte Kriterien: Sie bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Hanf) oder aus Recyclingmaterial (z.B. Altpapier), haben eine geringe Umweltbelastung, lassen sich mit wenig Energieaufwand herstellen, problemlos entsorgen oder sogar wiederverwerten.
Warum ökologisch dämmen?
Naturdämmstoffe gibt es mittlerweile in großer Auswahl und Vielfalt und für fast alle Anwendungsbereiche. Sie punkten in mehreren Hinsichten:
Feuchtigkeitsaufnahme & Raumklima: Einige ökologische Dämmstoffe können bis zu 30 % ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Das sorgt für ein angenehmes Raumklima und macht die Dämmstoffe weniger anfällig für Schimmel. Auch beim sommerlichen Hitzeschutz schneiden ökologische Dämmstoffe wegen der höheren Wärme- und Kältespeicherung meist besser ab als herkömmliche Dämmstoffe.
Energieeffizienz & Umweltfreundlichkeit: Um Naturdämmstoffe herzustellen, muss meist deutlich weniger Energie aufgewendet werden als für konventionelle. Zudem schonen die Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen endliche Ressourcen und reduzieren klimaschädliche Emissionen. Pflanzen entziehen der Atmosphäre während ihres Wachstums CO2 und speichern es. Darüber hinaus lassen sich Naturdämmstoffe gut recyceln oder, wenn das nicht möglich ist, verbrennen.
Hanf ist weltweit eine der ältesten und zudem eine äußerst anspruchslose Nutzpflanze. Sie kommt ohne Herbizide und Insektizide aus. THC-arme Sorten, die keine berauschenden Inhaltsstoffe haben, dürfen auch in Österreich angebaut werden. Um Dämmstoffe aus Hanf herzustellen, wird das Hanfstroh in Fasern und Schäben getrennt. Die Fasern lassen sich zu Dämmmatten, Stopfdämmung oder Dämmvliesen verarbeiten, die verholzten Schäben zu Schüttdämmstoffen oder festen Platten. Soda oder Ammoniumphosphat dienen als Brandschutzmittel. Ohne Zusatzstoffe gibt es einige Dämmstoffe aus Hanfdämmwolle sowie Hanflehmkombinationen. Sie sind vollständig kompostierbar. Die Wärmeleitfähigkeit von Hanf liegt zwischen 0,039 und 0,047 W/mK. Unter den Naturdämmstoffen hat Hanf einen Marktanteil von neun Prozent.
Vorteile:
Nachteile:
Anwendungsbereiche von Hanf-Dämmung
Kosten & Preise für Hanf-Dämmung
Hanf-Dämmstoffe kosten je nach Art und Dicke zwischen zehn und 30 Euro pro Quadratmeter. Einblas- und Schüttdämmstoff aus Hanf kostet zwischen 80 und 200 Euro pro Kubikmeter.
Zellulose-Dämmstoffe haben mit 32 Prozent den größten Marktanteil unter den Naturdämmstoffen. Es handelt sich dabei um ein Recyclingprodukt: Zellulose-Dämmung wird aus Altpapier hergestellt. Zellulose dämmt besonders gut – nach Untersuchungen der Universität von Colorado sogar besser als Mineralfasern. Ihre Wärmeleitfähigkeit liegt zwischen 0,038 und 0,042 W/mK. Außerdem ist Zellulose ein guter Wärmespeicher, was sich besonders bei sommerlicher Hitze bewährt. Der Dämmstoff wird aus Zellulose-Fasern gewonnen, denen meist Borsalze als Brandschutzmittel zugesetzt werden. Zellulose-Dämmstoffe sind lose zum Schütten oder als Platten erhältlich. Sie lassen sich wiederverwerten und deponieren. Kompostieren ist wegen der Brandschutzmittel nicht möglich.
Vorteile:
Nachteile:
Anwendungsbereiche von Zellulose-Dämmung
Kosten & Preise für Zellulose-Dämmung
Zellulose-Dämmstoffe kosten zwischen zehn Euro pro Quadratmeter (Einblasdämmung) und 38 Euro pro Quadratmeter (Platten).
Unter den Naturdämmstoffen steht Holzwolle mit einem Marktanteil von 20 Prozent auf Platz drei. Holzwolle besteht aus langfaserigen Fichten- oder Kiefernholzspänen. Sie werden zusammen mit einem mineralischen Bindemittel wie Zement oder Magnesit zu festen und formstabilen Platten gepresst. Holzwolle-Leichtbauplatten werden umgangssprachlich wegen ihrer Ähnlichkeit mit gepresstem Sauerkraut auch Sauerkrautplatten genannt. Es gibt Holzwolle auch lose als Einblasdämmung. Holzwolle punktet gegenüber anderen Naturdämmstoffen damit, dass sie schwer entflammbar, teilweise sogar nicht brennbar ist. Andererseits ist die Dämmwirkung reiner Holzwolleplatten vergleichsweise gering (durchschnittliche Wärmeleitfähigkeit: 0,090 W/mK). Deshalb werden sie oft als Verbundstoff genutzt und andere Dämmstoffe zwischen zwei dünne Holzwolle-Leichtbauplatten gelegt. Holzwolle-Dämmung ist gesundheitlich unbedenklich und recycelbar. Auch kann es thermisch verwertet, also verbrannt und als Wärme nutzbar gemacht werden.
Vorteile:
Nachteile:
Anwendungsbereiche von Holzwolle-Dämmung
Kosten & Preise für Holzwolle-Dämmung
Holzwolleplatten kosten zwischen sieben und 20 Euro pro Quadratmeter.
Stroh dämmt insbesondere dann gut, wenn die Halme senkrecht zum Wärmedurchgang verlaufen. Die Wärmeleitfähigkeit von Stroh liegt zwischen 0,043 und 0,052 W/mK. Darüber hinaus verbraucht es in der Herstellung sehr wenig Energie, enthält keine Giftstoffe und ist als landwirtschaftliches Abfallprodukt regional verfügbar. Trotz dieser guten Eigenschaften gibt es bislang nur wenige Anbieter von Stroh-Dämmstoffen. Das liegt möglicherweise an einigen Vorurteilen (wie die Angst vor Mäusen oder davor, dass Stroh leicht brennen könnte), die sich gegenüber Stroh als Baustoff halten, obwohl sie allesamt unbegründet sind. Als Rohstoff für die Stroh-Dämmung dienen langhalmige Getreidesorten wie Roggen, Dinkel und Weizen. Sie werden direkt auf dem Acker zu Ballen gepresst, deren Feuchtegehalt maximal 15 Prozent betragen darf. Dadurch sind die Ballen uninteressant für Schädlinge und Schimmel und müssen nicht chemisch behandelt werden. Allerdings müssen Strohballen durch geeignete Holzwerkstoffplatten und weitere Verkleidungen vor Feuchtigkeit geschützt werden. Stroh-Dämmstoffe lassen sich wiederverwenden, kompostieren, thermisch oder in einer Biogasanlage verwerten.
Vorteile:
Nachteile:
Anwendungsbereiche von Stroh-Dämmung
Kosten & Preise für Stroh-Dämmung
Ein Kubikmeter Baustroh (entspricht circa drei Quadratmeter Fläche in einer Dämmstärke von 36 cm) kostet etwa 48 Euro.
Naturdämmstoffe bzw. die neue Dämmung von Bestandsimmobilien können den Energiebedarf signifikant verringern. Diese Sanierungsmaßnahmen sind jedoch mit hohem Aufwand und Kosten verbunden. Außerdem muss die baurechtliche Dimension mitgedacht werden, da die Dämmung die Mauer möglicherweise verbreitern und dadurch die Grundstücksgrenze überragen könnte.